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DozentSein: Neu in der Lehre? Meine Tipps Teil II - Unterricht förderlich gestalten - mal eben so

DozentSein: Neu in der Lehre? Meine Tipps Teil II - Unterricht förderlich gestalten - mal eben so.

In diesem Teil lernst Du, welche Deiner Einstellungen für Dich und Deine Lernenden hinderlich sind und wie Du förderlicher agieren kannst. Außerdem erfährst Du, warum Gruppenarbeiten nicht so toll sind, wie viele denken :-)


Im ersten Teil hast Du schon erfahren, dass nicht Du der Hauptakteur beim Lernen bist. Lernende müssen eigene Verantwortung übernehmen. Wusstest Du, dass Lernen ein grundlegendes Bedürfnis ist?


Hier geht es nun um hinderliche Überzeugungen und Sorgen, die Dir als Lehrende/r zu eigen sein können oder begegnen werden. Du erfährst aber auch, wie Du Deine Mindset anpassen kannst und abwechslungsreicher agieren kannst.


Erst mal grundsätzlich:

Wir sind in der Lehre Gestaltende, Verantwortliche, Unterstützende, Trainierende, Leistung bewertende. Und haben Vorbildfunktion.

Für das alles braucht es viel mehr Kompetenzen als Fachkompetenz. Sind wir mal ehrlich: Das Internet sowie die KI-Tools mit unzähligen Möglichkeiten machen es einfach, Wissen zu generieren. Aber zu beurteilen, ob das "erhaltene" sinnvoll, stimmig oder angemessen ist und dem genügt, was zukünftig Tätige brauchen - das ist die echte Herausforderung.


Noch etwas ist interessant: Viele Lehrende fokussieren sich auf Lernende, die auffällig oder negativ im Unterricht erscheinen. Es stört sie und oftmals wird ein Kurs dann nach der Anzahl von "schlechten" oder "auffälligen" Schülern gespeichert. Das frustet und führt bei vielen Lehrenden dazu, MEHR zu prüfen, zu kontrollieren, vorzugeben. Doch wer hat da den meisten Stress? Du als lehrende Person!


Hier häufige und vor allem hinderliche Gedanken und Äußerungen, die bei Lehrenden häufig in Erscheinung treten:

  • "Der/Die ist aber (z.B.) nett, süß, brav, faul, respektlos, nervig, besserwisserisch, unmotiviert, übermotiviert,..."

  • "Der/Die (z.B.) kommt zu spät, ist müde, die ganze Zeit am Handy - da muss ich eingreifen und ihn/sie erziehen!"

  • "Die Stunden reichen nie bei dem Kurs."

  • "Die Frage kann ich ja gar nicht beantworten - was mache ich jetzt nur?"

  • "Wie nur stelle ich sicher, dass jeder merkt, dass die Lernenden das bei mir gelernt haben? Nachher sagen sie noch, das hatten wir ja gar nicht..."


Vielen fällt es zudem schwer, mit Unruhestiftern, Kritikern und Besserwissern umzugehen und sie lassen sich verunsichern, wenn Lernende beim Lehrervortrag reden, lachen, oder auf andere Weise unaufmerksam sind.

Aber das alles kann auch zur Lernförderung führen - Du musst nur Ideen haben, wie Du damit so umgehst, dass man Dich respektiert. Denk dran: Die Verantwortung liegt beim Lernenden. Er entschließt sich für ein Verhalten - warum, wirst Du manchmal nie herausfinden. Und das tut auch nichts zur Sache.


Versuche es mal mit folgenden Tipps:

  1. Wenn Du in den Kurs kommst - nimm die Stimmung auf. Stelle Dich vorne hin, beobachte das Tun - aber mit einem freundlichen Gesicht. Interessant dabei: Irgendwann sorgen die Teilnehmer selbst für Ruhe - weil irgendeine Person mitbekommt, dass es wohl losgehen soll.

  2. Erzähle, warum es sich heute lohnt, Deinem Unterricht aktiv beizuwohnen. Was wird der Mehrwert sein? Was wird mitgenommen, wenn man aktiv dabei ist?

  3. Die ersten beschäftigen sich mit anderen Dingen? Sprich sie freundlich, aber vor der Gruppe an. Frag mal, was es interessantes zu tun gibt, höre kurz zu und bitte die Person dann, sich auf die Inhalte Deines Unterrichts zu fokussieren.

  4. Irgendeine Person zeigt nonverbal oder mit Zwischentöne ihren Unmut oder wirkt genervt? Sprich sie direkt vor der Gruppe an und frage, ob Du sie langweilst oder irgendwie getriggert hast. Frage freundlich und interessiert, aber so, dass es alle anderen mitbekommen. Wenn Du es authentisch rüber bringen kannst, dann äußere auch gerne Dein Bedauern darüber.

  5. Jemand ist eingeschlafen oder am Handy? Gehe unauffällig zu der Person, stelle Dich unmittelbar neben oder hinter sie und warte ab, ohne etwas zu sagen. Behalte eine freundliche, zugewandte Körperhaltung bei, ggf. berühre sie leicht an der Schulter (kommt allerdings auf die Person an, ob das möglich ist!). Frage, was los ist. Und warte ab, was sie sagen. Wenn Du willst, zeige dann Verständnis, gib ihnen eine Chance oder bitte sie freundlich, solche Dinge außerhalb Deines Unterrichtes zu tun.


Unterschätze nie Deine Wirkung auf Lernende. Sie erleben aufgrund solcher Dinge, was in Deinem Unterricht akzeptiert wird und was nicht. Sie werden sich anpassen, wenn Du ihren Respekt hast.

Apropos Respekt: Versuche es doch mal mit Regeln zum Beginn Deiner Unterrichtsreihe. So ein allgemeiner Leitfaden, wie sie bei Dir gut und leicht lernen werden. Spicke es mit Humor - denn es wird immer welche geben, für die ist sowas selbstverständlich und sie würden verunsichert sein, wenn Du das zu streng thematisierst.


Lernen entsteht auch aus der Situation im Unterricht und durch "Störungen" (welcher Art auch immer), wenn Du diese aufgreifst.

Das kannst Du übrigens als pädagogisches Agieren bezeichnen: Immer wenn Du lenkst, situativ beeinflusst, auf Verhalten eingehst - dann kommt Pädagogik ins Spiel.


Um Deine Didaktik förderlich zu gestalten, hier noch ein paar Tipps:

  1. Zeige Struktur im Unterricht: Was ist heute Thema, warum und wie ist das wichtig in Deiner Unterrichtsreihe, was erwartest Du danach. Gibt es bestimmte Regeln heute?

  2. Nutze mehrere Medien in einer Einheit, unterschiedliche Sinnesreize und beziehe Wiederholungen mit ein - vielleicht auch mit digitalen Tools.

  3. Mach alle paar Minuten (spätestens nach 20 Minuten) eine Einheit, in der Lernende etwas tun müssen. Recherche, Austausch, eine Methode in Kleingruppen, Einzelarbeit.

  4. Gib ihnen zwischendurch Zeit zum Reflektieren - schriftlich oder mündlich oder beides.

  5. Sei reflektiert mit der Wichtigkeit Deiner Inhalte: Nur weil Du von etwas begeistert bist oder es für wichtig hältst ist das nicht automatisch und immer so! Ordne Deine Themen ein in das "Ranking" an Inhalten, die Lernende verstehen und erlernen müssen. Gib ihnen also die Themen, die wirklich relevant sind und die Du vielleicht prüfen musst. Und sei gewiss: Lernen ist nicht abhängig von Leistungsnachweisen!


Noch etwas wichtiges zum Schluss: Du bist Fan von Gruppenarbeiten? ACHTUNG!

Wenn Du wirklich Gruppenarbeitsfan bist (pass damit auf, es kommt nicht so gut an bei vielen, wie Du vielleicht denkst!) - überlege, warum Du die Gruppenarbeit präferierst und welche Kompetenzen Du damit eigentlich fördern willst. Und sei Dir klar darüber, dass es viel mehr Arbei (für Dich!) ist, wenn die Gruppenerarbeitung gelingen soll. Denn sie muss zeitaufwändig vorbereitet und begleitet werden. Sonst führt das leicht zu sozialem Faulenzen, Diskussionen, Zeitraub und Unmut.

Mein Tipp: Kündige entweder an, dass die Gruppenarbeit nicht nachbesprochen wird oder, was genau präsentiert werden soll und wie (Achtung Zeit!!). Gib nie etwas als Gruppenarbeit aus der Hand, von dem Du eine genaue Vorstellung des Ergebnisses hast. Und bedenke, dass alle anderen Gruppen bei unterschiedlich verteilten Themen vieles nicht mitbekommen werden.


Wenn Du Fragen hast oder Unterstützung benötigst, melden Dich unter hg-coaching@heikehoosleistner.de







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