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DozentSein: Neu in der Lehre? Meine Tipps Teil IV - Prüfen, aber g´scheid!

DozentSein: Neu in der Lehre? Meine Tipps Teil IV - nachvollziehbar und professionell prüfen.

Du musst Prüfungen abhalten? Dann lass Dich inspirieren mit meinen Tipps!


Wenn Du meine Tipps bisher alle gelesen hast, weißt Du schon, wie Du sinnstiftend und lehrreich in Präsenz und Distanz unterrichten kannst. Du hast vielleicht schon hinderliche und förderliche Einstellungen reflektiert und verstanden, dass Lernen nicht abhängig von einer anderen Person (also Dir!) ist. Das alleine wird Dich schon professioneller und gelassener unterrichten lassen. Und denk immer dran: Trotz extrem gut vorbereiteten Unterricht wirst Du es NIE ALLEN RECHT MACHEN ;-)

Denn Wahrnehmung ist eine subjektive Geschichte. Das Wissen hierzu hilft auch beim Prüfen ...


In der Regel sind Prüfungen ja vorgegeben - schriftliche, mündliche, praktische oder Kombinationen. Hierauf ist also generell zu beachten:


  • Welche Prüfungsarten sind gesetzlich, Lehrplanbezogen oder Bildungsträgerbezogen vorgegeben?

  • In welchen Abständen oder wann im Verlauf der Unterrichte sind Prüfungen abzuhalten?

  • Welche zeitlichen Vorgaben gibt es?

  • Wann sind Notenabgaben für welches Fach vorgesehen?

  • Wie wird die numerische Notenskala definiert? Welche Prozentbereiche ergeben also welche Noten? Und wie setzen sich diese Prozente zusammen?

  • Gibt es einzuhaltende Vorgaben bezüglich Bewertungsbögen, Qualitätsmerkmalen oder beruflichen Erwartungen?


Mir wird häufig nachgesagt, dass meine Prüfungen anspruchsvoll sind. Das liegt vermutlich daran, dass reines Auswendiglernen bei mir nicht ausreicht. Davon halte ich wenig, es sei denn, es geht um Fachbegriffe oder vorgegebene Regeln. Mir geht es um transferierbare Prinzipien, Realitätsnähe und Umsetzbarkeit von Sachverhalten.

Mir ist aber auch wichtig, dass Lernende wissen, worauf es mir in den Prüfungen ankommt. Und darauf bereite ich sie vor. Das finde ich fair und da ich nicht die Einzige in einem Bildungskontext bin, gibt es mehr als nur meine Fächer zu berücksichtigen.


Es gibt Aufgaben von mir, bei denen üben Lernende eins zu eins in Bezug auf die Prüfung (trotzdem schaffen einige die Erinnerung daran nicht), manchmal lasse ich die Prüfungsfragen von den Lernenden selbst erstellen (es gibt trotzdem schlechte Leistungen ;-)) und häufig gebe ich bei weniger relevanten Fächern die Inhalte heraus, die ich prüfe (auch dann ist von sehr gut bis mangelhaft alles dabei). Ein paar Dinge kann ich Dir aus jahrelanger Erfahrung mitgeben.

Also profitiere davon und versuche diese Tipps:


  1. Es ist egal, wie viel Du bezüglich Prüfungen vorgibst oder üben lässt - es kommt auf die situative Leistung an und die ist NICHT abhängig von Deinen Informationen, sondern von den Lernenden und ihrem Lernverhalten.

  2. Halte Dich strikt an Deine herausgegebenen Inhalte, wenn Du spezifisches Fachwissen prüfst und nutze das Vorwissen der Lernenden, wenn Du schon Dinge als bekannt voraussetzen kannst (schule Deinen fachübergreifenden Blick!).

  3. Erstelle einen Lösungskatalog oder eine Checkliste, mit zugeordneten Punkten, damit Du nachher nachvollziehbar in der Bewertung bist. Das ist quasi wie ein Notenschlüssel.

  4. Bewerte bei schriftlichen Prüfungen auch Ausdruck und Form, bei mündlichen Prüfungen auch Struktur und Sicherheit im Vortrag sowie Kreativität.

  5. Bei praktischen Prüfungen macht es Sinn, problemorientiert zu prüfen, also den Transfer des theoretischen Wissens auf Umsetzbarkeit. Das Niveau richtet sich dann nach dem Stand der Ausbildung/des Studiums (bisherige Inhalte, Prüfungsformen und Curriculum).

  6. Denke bei Deiner Bewertung auch an einen Vergleich zu den anderen Prüflingen aus der Gruppe - das hilft manchmal, Leistungen einzuordnen, wenn es nicht nach festen inhaltlich zugeordneten Punkten geht.


Übrigens - zum Thema praktische Prüfung noch ein Tipp: Bei Anfängern fokussiere wichtige Handlungsschritte, welche die Basis sind für komplexere Handlungen. Prüfe Grundprinzipien ab und einfache Regeln, bzw. Zusammenhänge. Je fortgeschrittener Deine Lernenden sind, desto komplexer und strenger solltest Du bewerten. Transfer, Reflexion, Handlungen mit Multitasking.


Es kann normal sein, dass Dein Kurs nur sehr gute bis gute Leistungen bringt - sieh es als Aussage zur Lernkompetenz an und nicht als persönliche Bewertung Deiner Unterrichte.

Genauso häufig kann es sein, dass sehr schlechte Lernende dabei sind. Das sollte Dir weder Sorgen machen noch Freude bereiten. Überhaupt solltest Du Dir überlegen, warum Du etwas als "sehr gut", "gut", "befriedigend" ansiehst, und wann etwas eben nur "ausreichend", "mangelhaft" oder "ungenügend" (wenn vorhanden) gibt. Recherchiere ruhig mal die Beschreibungen der Noten 1-6. Das ist sehr Erkenntnisreich!


Noch ein Tipp: Beschäftige Dich mit Lernzielen und Taxonomiestufen. Was kannst/musst/darfst/solltest Du voraussetzen und was nicht? Natürlich musst Du das in Deinen Unterrichten vorbereiten.


Leider gibt es immer noch Lehrende, die sehen das Noten geben als Machtinstrument an. Da vieles subjektiv bewertet wird, es kaum Kompetenzvorgaben an Lehrende hinsichtlich Sozial- und Personalkompetenz gibt, und reine Fachkompetenz sowie persönlicher Anspruch im Beruf vielen Bildungsträgern immer noch reicht, kann ich nur empfehlen, dass Du selbstkritisch bleibst und aus Deiner Prüfungserfahrung als Prüfling gelernt hast.


Übrigens: Es gibt gute Quellen im Internet, beispielsweise zu Bewertungen von Referaten. Kritisch wird es bei der Bewertung von Gruppenarbeiten. Denn da kommt es auf viele Faktoren an, die dann von Dir definiert werden müssen und die für Lernende (auch die sozial Faulenzenden in einer Gruppe) nachvollziehbar und fair sein sollten.


Du willst mehr Tipps oder einen Austausch? Dann melde Dich gerne unter  hg-coaching@heikehoosleistner.de



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